Tagebuch vom 08.12.2007

Zugegeben, ich bin ein großer Fan der Kleinverlagsszene, zu der ich sowohl die kleinen wie auch die mittelgroßen Verlage zähle. Im Gegensatz zu den großen Verlagen findet man dort eine Vielzahl interessanter Publikationen, die man nicht als „mainstream“-fähig bezeichnen kann, d. h. sie passen in keine der bekannten und gefürchteten Genre-„Schubladen“. Und sind gerade deshalb so reizvoll! Für mich als Vielleser ist vieles, was ich bei großen Publikumsverlagen geboten bekomme, Einheitskost. Ein Großteil sind Auftragsarbeiten, verfasst wie nach einem Rezept von Ur-Oma, bei dem man stets dieselben Zutaten zusammenmischt und nur selten am Ende etwas Neues dabei herauskommt. Dagegen bieten Kleinverlage eine spannende Abwechslung von Werken, die vermutlich nie bei großen Verlagen erschienen wären.

Ein weiterer Grund, weshalb Kleinverlage – meiner Meinung nach – ihre Berechtigung haben, ist, dass sie den Trend, (junge) deutsche Autoren zu fördern, viel früher erkannt haben als die großen Verlage, die ihr Vertrauen in den meisten Fällen (noch immer) lieber in teure Auslandslizenzen setzen. Kleinverlage förderten und fördern viele äußerst begabte Autoren, die sich nicht hinter den bekannten Namen zu verstecken brauchen.

Versteht mich nicht falsch! Ich will nicht sagen, dass ich das absolute Wissen über die Situation besitze; ich kann nur das beschreiben und beurteilen, was ich aus meiner Perspektive als Leser und Jungautor weiß (oder zu wissen glaube) und erlebe.

Nichtsdestotrotz kämpfen die meisten Kleinverlage in Deutschland jeden Tag ums nackte Überleben. Sie kommen und gehen wie Geister, schießen aus dem Boden wie Pilze und verschwinden wie Dinosaurier. Viele Klein-Verleger würden sich mehr Unterstützung von Lesern erhoffen, die entweder nichts von den Verlagen und ihren Publikationen wissen oder voreingenommen sind, d. h. sie bilden sich ein, dass die Qualität der Werke von Kleinverlagen schlechter ist als die der großen Publikumsverlage. Ich will die Kleinverlagsszene auf nicht über den Klee loben. Natürlich gibt es auch negative Beispiele, was Verlage, Bücher und Autoren angeht. Die findet man bei den großen Verlagen aber auch.

Ein weiteres Problem sind die Preise der Bücher von Kleinverlagen, die – aufgrund der geringeren Auflagenhöhe – verständlicherweise höher ausfallen. Ein großer Nachteil. Aber wer die Kleinverlagsszene kennt und die Abwechslung zu schätzen weiß, ist durchaus gewillt, mehr Geld zu investieren.

So, genug der vielen (lobenden und kritischen) Worte. Was ich mit diesem Posting anstrebe, ist, dass mehr Menschen auf die kleinen und mittelgroßen Verlage in Deutschland aufmerksam werden. Dass mehr Menschen diesen Verlagen, ihren Publikationen und letztendlich ihren Autoren eine Chance geben.

Ich habe gelesen: „FABULA“ von Christoph Marzi. Ein erfrischend anderes Buch, im Vergleich zu den vorherigen Werken des Autors. Der Erzählstil ist fesselnd; es fiel mir ausgesprochen schwer, das Buch aus den Händen zu legen. Enttäuscht bin ich davon, wie man durch die riesige Schriftgröße (inkl. doppeltem Zeilenabstand) eine Geschichte auf ca. 250 Seiten auf das Doppelte aufbläht, sodass man mehr Geld verlangen kann. Aber das ist Verlagspolitik und soll am Autor und dem Buch nicht bemängelt werden. Einen kleinen Abzug gibt es für die Konstellation der Geschichte und der Figuren. Da passt vieles ZU perfekt zusammen (auf ein Problem ist genau die richtige Figur mit den richtigen Fähigkeiten zur Stelle). Das wirkt ÜBER-konstruiert und störend. Deshalb gibt es „nur“ 4 von 5 fliegenden Oliven.

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