Archiv für den Monat: Januar 2008

Tagebuch vom 28.01.2008

Ich plane und plotte. Plotte und plane.

Wie ich schon schrieb, steht das Konzept für die Geschichtensammlung mit Norman fest und wurde auch schon von meinem Partner abgenickt. Nun gilt es, fünf brilliante Geschichten zu schreiben. Und vor dem Schreiben kommt was? Genau: Das Planen und Plotten. Also plotte und plane ich. Manche Geschichten beginnen mit einer ausgefallenen Ausgangssituation, andere mit einer unverwechselbaren Figur, einer besonderen Szene, einem spannenden Twist oder einfach nur einem Gesprächsfetzen. Oft verquirle ich mehrere Ideen miteinander; auf diese Weise entstehen extrem tiefe und vielschichtige Geschichten. Allerdings darf man das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Ich will jeder Geschichte eine spezielle Note geben, eine Botschaft, ein Problem und seine Lösung. Hat man das Ziel erst einmal festgelegt, dann gilt es, alle anderen Faktoren (z. B. die Handlung oder die Figuren) so anzupassen, dass eine Straße entsteht, die den Wanderer (den Leser) zum Ziel führt.

Bei den „UNTERIRDISCHEN“ erstelle ich im Moment mit der Autorin Sabrina Eberl (von der es u. a. eine wundervoll gruslige Geschichte in „WILDES LAND“ zu lesen gibt) das Profil eines Volkes. Welches, das wird noch nicht verraten. Die Zusammenarbeit macht mir großen Spaß. Ab Februar geht das Projekt in die nächste Phase. Dann heißt es: planen und plotten. Plotten und Planen.

Durch die hilfreichen Kommentare von Philipp Bobrowski, Maike Schneider und Charlotte Engmann konnte ich die Charakterisierung meiner Hauptfigur für das Roman-Projekt „DER EWIGE KRIEG“ verbessern. Ein erster Plot-Entwurf ist inzwischen schon überarbeitet. Jetzt plane ich schon die ersten Details in meinem Kopf.

Ich habe gelesen: „NIMMERMEHR“ von Christoph Marzi. Eine Anthologie mit Höhen und Tiefen. Die einen Geschichten gefallen, die anderen wiederum treffen nicht meinen Geschmack. Das ist man ja von Anthologien gewohnt. Was ich persönlich als ungewöhnlich empfand, war die Tatsache, dass auch ein Christoph Marzi einmal eine eher mittelmäßige Geschichte schreibt. Das hat mich überrascht, manchmal ein klein wenig enttäuscht. Neben richtig guten Geschichten wie „Scarlet“, „Rauchzeichen“ oder „Nimmermehr“ findet man ein paar gute Geschichten wie „Cheapanooka´s Creek“, „The way it is“ oder „Vardoulacha“, aber auch ein paar eher mäßige Geschichten wie „Wolfsgesang“ oder „Die lügenhafte Liebe der Lady Lynx“ in der Sammlung. Insgesamt gibt es von mir 3 1/2 von 5 Kurzgeschichten.

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Tagebuch vom 23.01.2008

Für mich die Schockmeldung des Tages: Gestern fand man den australischen Schauspieler Heath Ledger tot in seiner Wohnung. Für gewöhnlich gehe ich in meinem Tagebuch nicht auf solche Ereignisse ein, aber diese Nachricht hat mich doch sehr getroffen. Heath Ledger wirkte in seinen Filmen und bei TV-Auftritten immer sehr positiv, manchmal beinahe schüchtern. Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich „A KNIGHT`S TALE“ oder „CASANOVA“ gesehen habe. Irgendwann muss ich mit zählen aufgehört haben. Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, wie oft ich über seine Rolle in „10 THINGS I HATE ABOUT YOU“ gelacht habe, oder wie lange mir die Gesangseinlage auf der Tribüne nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Zuletzt habe ich mit Spannung auf seinen Auftritt in „THE DARK KNIGHT“ gewartet. Den Trailer muss ich mir zig mal angeschaut haben. In diesem Sinne möchte ich ihm dafür danken, dass er mich so wundervoll unterhalten hat. Ein ganz großes Talent.

Ich habe gelesen: „CHOKE“ von Chuck Palahniuk. Mit diesem Buch hat der Meister des Makabren mal wieder bewiesen, warum er zur Riege meiner Lieblingsautoren zählt, wenn nicht sogar mein ABSOLUTER Lieblingsautor ist. An diesem Roman gibt es (fast) nichts auszusetzen. Es stecken so viele geniale Szenen, Ideen, Figuren und Dialoge drin, wie andere Autoren sie in ihrem gesamten Lebenswerk nicht zusammenkriegen. Beinahe jeder zweite Satz ist wie ein kleines Kunstwerk und gäbe ein einmaliges Zitat ab. ABER: Weil „CHOKE“ nicht ganz so genial ist wie „FIGHT CLUB“, vergebe ich in diesem Fall „nur“ 4 1/2 von 5 italienischen Tagebüchern. Und wie ich vor kurzem gesehen habe, wurde „CHOKE“ verfilmt und kommt 2008 ins Kino. Ich werds mir anschauen!

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Tagebuch vom 21.01.2008

Die Leseprobe und das Exposé des Mystery-Thrillers sind fertig und werden im Lauf der Woche an den Verlag geschickt. Während ich auf einige Informationen zu den „UNTERIRDISCHEN“ warte, fasse ich die wichtigsten Fakten für das Projekt mit Norman zusammen. Mir schwirren schon jede Menge Ideen wie Schmetterlinge um den Kopf, die ich jetzt mit meinem gedanklichen Netz einfangen und auf Papier festhalten werde. Für „DER EWIGE KRIEG“ habe ich mich mit der Hauptfigur zum Café verabredet und mir ihre bedauerliche Lebensgeschichte angehört. Ein Plot reift in meinem Kopf.

Ich habe gelesen: „AUF ENGLANDS GRÜNEN HÜGELN“ von David Kennard. Ein Schäfer aus North Devon berichtet von seiner Arbeit mit Schafen und Hütehunden. Letzteres hat mich mehr interessiert und schließlich dazu geführt, dass ich das Buch gekauft habe. Denn bevor ich mich an meinem Kindheitstraum erinnerte, die Verantwortung für einen Husky zu übernehmen, habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt, mich um einen Border Collie zu kümmern. Die Handlung des Buches erstreckt sich über einen Zeitraum von einem Jahr. Leider kommt die Beschreibung der Hunde (und ihrer Erziehung) etwas zu kurz. Ausführlich berichtet der Autor von der Schafzucht, Schafskrankheiten, u. ä. Dabei gelingt es ihm, dieses Thema spannend zu erzählen. Dafür bekommt er von mir 3 1/2 von 5 Schäfchen.

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Tagebuch vom 14.01.2008

Bis Donnerstag werde ich mich noch einmal mit der Leseprobe des Mystery-Thrillers auseinandersetzen, bevor die Bewerbung auf die Reise geht.

Letzte Woche ist das neue Anthologie-Projekt gestartet, das ich mit Maike Schneider und Jörg Olbrich betreue. 12(+) Autoren werden in 12(+) Geschichten über „DIE UNTERIRDISCHEN“ berichten. Bis ich verraten kann, wer oder was gemeint ist, müsst ihr euch noch etwas gedulden …

Ich habe gelesen: „DIE GOBLINS“ von Jim C. Hines. Den Originaltitel „GOBLIN QUEST“ finde ich gelungener als die deutsche Übersetzung, durch die der Roman unpassenderweise in die beliebte Völker-Reihe gequetscht wird und dadurch gewisse Erwartungen weckt, die nicht erfüllt werden. Leider (#1) geht es in „DIE GOBLINS“ nicht um die Goblins (Mehrzahl) sondern nur um EINEN Goblin (Einzahl). Und der benimmt sich leider (#2) überhaupt nicht wie ein Goblin. Natürlich kann man nun darauf schließen, dass die Goblins so sind, wie die Hauptfigur eben NICHT ist. Aber leider (#3) wird gar nicht erklärt, warum der Goblin so anders ist. Und er lernt auch nicht, wie ein echter Goblin zu sein, sondern nimmt sich am Ende sogar vor, die Goblins nach seinen Maßstäben umzuerziehen. Dadurch wird großes Potential verschenkt. Die Geschichte an sich ist eine klassische Abenteuergeschichte, es gibt viele Hürden zu nehmen und Feinde zu besiegen. Positiv fällt das Ende auf, bei dem die Weggefährten, von denen manche platt wirken, andere etwas komplexer angelegt sind, nicht alle die (gute) Wandlung erfahren, die man als Leser erwartet. Dafür bekommt das Buch von mir 3 1/2 von 5 Zepter der Schöpfung.

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Tagebuch vom 10.01.2008

Die Arbeit an der Leseprobe und an dem Exposé für den Mystery-Thriller sind fürs erste abgeschlossen. Jetzt lasse ich das Geschreibsel gegenlesen, und dann nehme ich es mir in ungefähr einer Woche noch einmal vor. Ich bin äußerst zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich wieder in eine alte Idee verliebt und auf wie viele verschiedene Arten man ein und dieselbe Geschichte erzählen kann.

Lange hat mir das erste Kapitel große Kopfschmerzen bereitet. Es besteht aus einigen Handlungsstücken, die den Haupt-Plot betreffen, und ein paar Einschübe, die meine Hauptfigur beschreiben. Um beides in eine ausgeglichene, logische und vor allem dramatische Ordnung zu bringen, habe ich alles ausgedruckt, zerschnitten, gemischt und neu zusammengelegt. Ein spannendes Experiment – mit einem Happy-End! Jetzt steht das erste Kapitel und zwar genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Vielleicht sogar ein bisschen besser. Auch mit den Figuren habe ich ein wenig gespielt, hier eine blinde, nervige Mutter eingefügt, da aus einer Freundschaft eine flüchtige Bekanntschaft gemacht. Und schon wirkt alles viel durchdachter, viel frischer. Ganz anders.

Ich habe gelesen: „DIE LETZTE FLAMME“ von Thomas Finn, vor dem ich meinen virtuellen Hut ziehen möchte. Mit den „CHRONIKEN DER NEBELKRIEGE“ ist ihm etwas Stimmiges, etwas Rundes gelungen. Der finale Band hatte alles, was ein Finale braucht: es wurde gekämpft, gestorben, gejubelt, geweint. Große Momente und Schlachten reihen sich aneinander. Das Bild der Welt und ihrer Bewohner wurde noch komplexer, u. a. durch Feinde in den eigenen Reihen. Ich bin wirklich hellauf begeistert. Einen kleinen Abzug gibt es dennoch, weil für meinen Geschmack manche Fantasy-Figuren (Riese, Drache, Einhorn, …) nicht ganz so stimmig ins Konzept um Hammaburg & Co. fallen wie z. B. die Klabautermänner oder die Däumlinge. Nichtsdestotrotz gibt es von mir 4 von 5 möglichen Glyndlamirs.

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Tagebuch vom 07.01.2008

Nach drei Tagen Nachtschicht fühle ich mich wie ein wandelnder (Un-)Toter. Ist es da ein Wunder, dass mir Ideen für Zombie-Geschichten nur so zufliegen? 😉

Aber ich will mich nicht beschweren. Schließlich gibt es Menschen, die einen Monat, ein Jahr oder – wie ein Arbeitskollege – 23 (!) Jahre Dauer-Nachtschicht schuften.

Ich habe gelesen: „VON DER ZÄRTLICHKEIT DES ÜBERMORGEN“ von Marlies Eifert und Georg Grimm-Eifert, für die es von mir 3 1/2 von 5 Roboterstreicheleinheiten gibt. Und da ich ungern ein Gesamturteil zu Anthologien abgebe, weil dadurch total verschiedene Geschichten und Autoren über einen Kamm geschert werden, folgt eine ausführliche Bewertung.

„Von der Zärtlichkeit des Übermorgen“ lautet der Titel der neuen Anthologie von Marlies Eifert und Georg Grimm-Eifert. Die Hoffnung der Herausgeber, dass dem Titel eine farbige Palette fantasiereicher Einsendungen zufliegen würde, ging meiner Meinung nach in Erfüllung. Um der Vielzahl und dem Ideenreichtum der Geschichten gerecht zu werden, wird im Folgenden kurz auf jede Geschichte eingegangen.

Der „Schokoladenkuchen“, so lautet der Titel der ersten Geschichte der Anthologie aus der Feder von Oliver Baron, dient nicht als Pointe sondern als Initialzündung für eine Reihe neuer (alter) Erfahrungen. Alice, eine technikabhängige, isoliert lebende junge Frau in der Zukunft erhält ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk, das sie auf eine kulinarische Reise in die Vergangenheit befördert.

Jutta Döpfer schildert in „Ameisenfleiß und Spinnenliebe“ ein spannendes Setting; leider bleibt es bei der vagen Beschreibung der Situation und der Entwicklungen, die darüber hinaus in sich nicht stimmig und wenig glaubhaft sind. Die Umsetzung des Konzepts in einer Geschichte fällt mit nur wenigen Sätzen viel zu kurz aus.

Mit der Sprache und dem Umgang der Jungen mit den Alten (und umgekehrt) setzt sich Ursula Eggli in „Streichelhändchen“ auseinander. Zuerst kommt die Geschichte oberflächlich daher, aber mit dem besonderen Streichelhändchen tritt überraschend ein neues Element auf, das im weiteren Verlauf sehr gut eingesetzt und weiterentwickelt wird.

In „Expedition“ reist Marlies Eifert mit ihren Protagonisten in die Weiten des Weltalls, um ein fremdes Volk zu studieren. Es geht um das Leben und den Tod und um … Aber mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

In ihrer zweiten Geschichte, „Cleons neue Wege“, erzählt Marlies Eifert von einer ungewöhnlichen Dreierbeziehung zwischen einer Frau, ihrem Mann und dessen Double. Durch Rückblenden, gekonnt in die Haupthandlung einflochten, entsteht ein dichter Bilderteppich aus Gedanken und Emotionen.

Mit „Der Aussichtsturm“ liefert Rolf Eisel eine Mischung aus Lyrik und Prosa ab. Dabei gelingt ihm der Wechsel in die Perspektive des Übermorgen durch die melancholische Sprache sehr gut.

Bei der zweiten Geschichte von Rolf Eisel, „Das Versprechen des Übermorgen“ oder „Die Zeit“, handelt es sich nur um einen kurzen Abriss, ein Gedankenfragment. Kurz, prägnant und auf den Punkt gebracht.

„Ich liebe dich“ von Arno Endler unterscheidet sich schon durch die Form von den bisherigen Texten. Die Geschichte entwickelt sich in Gestalt eines Chat-Gesprächs. Zuweilen wirkt der Dialog etwas gekünstelt und wird zu stark eingesetzt, um das Setting zu beschreiben. Aber insgesamt ein netter Einfall mit einer augenzwinkernden Pointe.

In Antonia Fourniers „Auf den Hund gekommen“ folgt einer ungewöhnlichen Entführung eine noch ungewöhnlichere Rettungsaktion. Der Hund bricht auf zu einer (Zeit-)Reise und sucht die verlorenen Dosenöffner.

In der zweiten Geschichte von Antonia Fournier, „Lisas Abenteuer“, vermengt die Autorin Kettenflugobjekte mit Hexen – eine eigenwillige und gewöhnungsbedürftige Mischung. Die Perspektivenwechsel innerhalb des Fließtextes sind störend, und leider wechselt auch die Formatierung der Schriftart, was das Lesevergnügen schmälert.

Der Titel zu Georg Grimm-Eifert erster Geschichte –„Das Gespenst von Cantervrille und die Weltraumkapsel“ – trifft den Nagel auf den Kopf. Hier bekommt der Leser eine kurze Anekdote zu lesen, mit einem Augenzwinkern fabuliert.

Die zweite Geschichte, „Amouropp“, von Georg Grimm-Eifert nimmt etwas mehr Platz in Anspruch. Sie handelt von einer Erfindung, die die Marotten eines Paars behandeln soll. Mit zweifelhaftem Erfolg …

Wie es der Welt und ihren Bewohnern geht, wenn auf einmal überall keine Elektrizität mehr durch die Leitungen fließt, dazu stellt Katja Groß in „Strom (-L) los“ ihre ganz eigenen Überlegungen an.

„Kara“ lautet der Titel der Geschichte von Nadine Ihle und eines Kindes, das in der Zukunft geboren werden soll. Die Haupthandlung und Informationen zum Setting sowie kurze Gedankeneinschübe wechseln sich regelmäßig ab. Linear und gelungen erzählt.

In „Mein Waldspaziergang“ von Ingebord Inden begibt sich die Ich-Erzählerin auf einen Ausflug ins Grüne im Jahr 2070. Erinnerungen an die Vergangenheit, ein gegenwärtiges Wachrütteln und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Eine Perle in der Sammlung ist die Geschichte „Hier wie dort“ von Barbara Jung, die mit 15 Seiten zu den längeren Kurzgeschichten zählt. Sie schildert die Flucht zweier Liebenden, ihre unfreiwillige Reise zur Burg des Strafenden Gottes und die Suche nach einem Ort des Friedens. Temporeich und mitreißend, aber nicht ohne den erhobenen Zeigefinger.

In „Billardpartie“ gilt es, eine große Gefahr abzuwenden. Die Menschen leben in einer Welt nach einer großen Katastrophe. Wie eine Billiardpartie die Erde retten kann, und dass man diesen Begriff nicht allzu wörtlich verstehen sollte – diese und weitere Geheimnisse lüftet Regina Károlyi in ihrem Text.

In der zweiten Geschichte von Regina Károlyi, „Romeo und Julia 2212“, entwickelt sich eine ungewöhnliche Liebe. Isoliert und von Technik kontrolliert fristet der komplex benannte Protagonist sein Leben, bis eine Frau mit ihm Kontakt aufnimmt. Eine Frau aus Fleisch und Blut. Seine Julia …

Jürgen Landts Kurzgeschichte “die bank im sein” lässt sich am Treffendsten als ein Science-Fiction-Text mit expressionistischen Elementen beschreiben. In einem wahren Sturm von Gedanken verarbeitet der Erzähler ernste Themen, Abstruses und Humorvolles.

In „Tabaneas und Belemos Traum“ von Barbara Lorenz sticht ein Satz besonders hervor: „Durch den Warpantrieb ist mehr Unheil noch schneller durch die Galaxie gereist“. Die Konsequenzen dieser Entwicklung und die Strafe für Weltverbesserer stehen im Mittelpunkt der Kurzgeschichte.

Um Klangwelten und Entspannung geht es in Nele Mints Text mit dem Titel „Der Ohrwurm“. Ein so genannter Audiokünstler kommt zu Besuch und verspricht, dass er sich um die störenden Fremdgeräusche kümmert. Ein folgenschweres Angebot …

In ihrer zweiten Geschichte, „November 2030“, beschreibt Nele Mint den Alltag in der Zukunft: das Leben in einer WG, einen Arztbesuch und den ganz alltäglichen Einkauf.

Wer wissen möchte, was ein Kater, eine Operation und eine Entmannung miteinander zu tun haben, und wie diese ungewöhnliche Mischung zum Motto der Anthologie „Die Zärtlichkeit des Übermorgens“ passt, der sollte sich Liane Mandts „Trotzdem“ zu Gemüte führen.

In „Eva“ von Regina Regling geht es um so genanntes „flexibles Homeworking“. Statt den sonstigen Online-Kontakten trifft der Protagonist unerwartet eine Frau aus Fleisch und Blut, um die er sich redlich – vielleicht zu redlich – bemüht.

Bei dem Titel zu Jean Claude Rubins „Essay“ handelt es sich um keinen ausgefallenen Einfall. Der Text ist das, was die Überschrift verspricht: ein Essay. In diesem widmet sich der Autor der Vergangenheit, der Gegenwart und besonders der Zukunft. Er philosophiert über den Mensch, die Politik und andere Themen. Ein ungewöhnlicher Text inmitten der anderen Geschichten, dennoch ansprechend und informativ.

Wenn ein Mensch mit einem Nosriden kommuniziert, kann es schon einmal vorkommen, dass der Name der schönen Stadt Münster wie Monster klingt. So heißt auch der Titel von Reginas Schlehecks Geschichte, in der es um die Verständigung mit einem Außerirdischen geht.

Silvia Schlechtes „Computerliebe“ klingt wie ein moderner Hilferuf. Die Hauptfigur sehnt sich nach menschlichem Kontakt außerhalb der virtuellen Computerwelt.

In Adelheid Schmidts „Grüne Augen – blaue Mohnblume“ werden Blumen tatsächlich künstlich gefärbt. Eine kurze Kurzgeschichte über Künstlichkeit und Natürlichkeit.

Sehr gefühlvolle Töne stimmt Elisabeth Seiberl mit „Die Ironie der Zärtlichkeit“ an. In der Kindheit genießt der Protagonist ein Übermaß an Zärtlichkeit, das mit zunehmendem Alter abnimmt; gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach der einst erfahrenen Zärtlichkeit. Ein Wechselspiel der Gefühle in Verbindung mit dem Prozess des Alterns.

In der Zukunft von Jürgen Steins Text „Das soll nie wieder vorkommen“ geht nichts mehr verloren. Alles wird mit einer Kodierung versehen und kann jederzeit gefunden werden. Aber was, wenn eine alte Anstecknadel ohne Kodierung unauffindbar verschwindet? Eine Odyssee durch die Welt der Bürokratie nimmt ihren Lauf.

Ein absolutes Highlight der Anthologie ist die Kurzgeschichte „Fixstern“ von M. Führer und F. Stummer. Ein Ehepaar kommuniziert via E-Mail, jede Nachricht ist eine kleine ruhige Insel inmitten der Hektik des Alltags. Längere Arbeitszeiten und weniger Urlaub – die Entwicklungen der Zukunft stellen das Eheleben auf die Probe. Auch das Konzept „Elternglück in der Pension“ gefährdet die Liebe. Inhaltlich wie sprachlich treffend und ansprechend umgesetzt transportieren die Autoren eine runde Geschichte.

Der Titel „Männerhass spricht zu Weiberhass“ ist in der Kurzgeschichte von Franz von Stockert Programm: In Form eines Theaterstücks, eines Sketches, sprechen die beiden unterschiedlichen Stimmen miteinander. Kurzweilig und komisch.

Dr. E. Therre-Staal schickt einen Bücherwurm der Zukunft in „Der Wurm ist, was er isst“ auf einen Streifzug durch die Bücherwelt. Angesichts mangelnder geeigneter Nahrung stößt der Bücherwurm schon bald auf köstlichen Ersatz. Absurd und abgefahren.

Wie zärtlich es sein kann, wenn auch in der Zukunft noch jemand an einen denkt, dieses Gefühl transportiert Andrea Tillmann in „Andere Worte“ sehr gut.

Am Anfang der Kurzgeschichte „Das erste Kind im Staate“ von Andreas Dresen steht ein neues Grundgesetz der neuen Republik, das den Fortbestand der westlichen Art sichern soll. Von der Umsetzung des Gesetzes und den Folgen für die Menschen handelt der folgende Text.

Die Autoren der Anthologie spielen auf allen Saiten: von leise und hintergründig bis laut und direkt, mal nachdenklich, mal komisch und romantisch.

Alphabetisch nach den Nachnamen der Autoren geordnet finden sich 35 Texte von 30 Autoren in der Geschichtensammlung. 35 Kurzgeschichten (inklusive Vorstellungen der Autoren) auf 222 Seiten heißt, dass die Texte insgesamt kurz, manche sehr kurz ausfallen. Es bedeutet aber auch ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Lesevergnügen: egal ob kurz vor dem Einschlafen oder für Zwischendurch in der S-Bahn: Das Buch lässt sich schnell aufklappen und ein ganzer kurzer Text lesen. Ein ansprechendes Cover und 15 Bleistiftzeichnungen von Georg Grimm-Eifert runden das Gesamtbild ab.

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Tagebuch vom 02.01.2008

Nun ist das Tagebuch aufs neue Jahr umgestellt – ein großer Dank an Florian -, und ich hoffe, ihr seid alle gut auf der anderen Seite angekommen.

Noch kurz vorm Jahreswechsel habe ich eine lang ersehnte E-Mail bekommen und an zwei Ausschreibungen teilgenommen. An der einen mit der neuen Kurzgeschichte „DER VERÄNDERTE“, an der anderen mit einer stark überarbeiteten Fassung einer Kurzgeschichte, die ich zusammen mit „SPIEL DES BÖSEN“ für die Anthologie „DER VAMPIR“ geschrieben habe: „MEIN BLUT AN DER WAND“.

Die E-Mail stammte von Norman Liebold, der mir Hoffnung macht, dass er sich langsam aus dem Krimi befreien kann, in den er sich verstrickt hat, und dass es Ende Januar 2008 mit der Arbeit an unserem gemeinsamen Projekt weitergeht.

Zusammen mit dem Anthologieprojekt, über das ich noch nichts verraten darf, meiner Mitarbeit bei der Romanreihe „Der Ewige Krieg“ und dem Überarbeiten der Leseprobe eines alten Mystery-Thriller-Projekts für eine Verlagsbewerbung bin ich also erst einmal beschäftigt.

Ich habe gelesen: „HURENSOHN“ von Gabriel Loidolt. Tatsächlich lautet der Titel „HURENSOHN“, und ich betone das nicht extra, nur damit ich den Titel zweimal schreiben kann. Das Buch, „HURENSOHN“, kommt in einer sehr schönen Ausgabe der Büchergilde Gutenberg daher und lag auf dem Flohmarkt neben einer Geschichtensammlung von Charles Bukowski. Da musste ich natürlich zugreifen. Der Klappentext berichtet von einem im Rotlichtviertel aufgewachsenen Jungen, der glaubt, seine Mutter ermordet zu haben. Er sitzt auf dem Klo eingeschlossen und fürchtet, dass die Verwandschaft ihn töten will. Eine sehr skurille Ausgangssituation, die leider, leider nicht weiterentwickelt wird. Stattdessen erzählt der Autor Ozrens Leben bis zu dem tragischen Unglück. Ozrens Sprache beeindruckte mich sehr, und eigentlich hätte das Buch mindestens 4 von 5 möglichen Semmeln verdient, aber weil ich mich noch immer über das verschenkte Potential ärgere, die Geschichte weiterzuerzählen, vergebe ich nur 3 1/2.

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