Hier das Facebook-Live-Interview, das ich am 30. Januar 2014 von 19-20 Uhr auf der Facebook-Seite des Einhorn-Verlags gegeben habe.
https://www.facebook.com/pages/Einhorn-VerlagDruck-GmbH/115882818446480
Zur besseren Verständlichkeit habe ich die Beiträge so verschoben, dass sie nun in der richtigen Reihenfolge sind.
Viel Spaß beim Lesen!
Einhorn-Verlag:
Timo Bader, geboren am 10. Juli 1983 in Mutlangen, studierte Deutsch, Englisch und Erziehungswissenschaften (Lehramt) sowie Germanistik und Anglistik (MA) an der Universität Stuttgart. Heute lebt er mit seiner Familie und einem Husky-Mischling in Schwäbisch Gmünd. Anlässlich des Stadtjubiläums von Schwäbisch Gmünd verfasste Timo Bader seinen ersten historischen Roman, “Im Bann der Staufer“, der 2012 im einhorn-Verlag erschienen ist. Im Oktober 2013 folgte der zweite historische Roman mit dem Titel “Die Chronistin der Staufer”. Wir unterhalten uns in zehn Minuten hier live mit ihm. Alle, die Lust haben, können sich einklinken und ihre Fragen loswerden.
19 Uhr: Es geht los, ihr könnt euch direkt unter diesem Post einklinken, wenn ihr möchtet. Hallo, Herr Bader. Können Sie uns lesen? Geht es Ihnen gut? Wo befinden Sie sich im Moment?
Timo Bader:
Hallo und herzlich willkommen zum Chat! Ich freue mich auf einen spannenden Austausch! Ich sitze momentan in meinem Arbeitszimmer vor dem PC – in der Position, in der ich auch meine Geschichten schreibe.
Einhorn-Verlag:
Zuerst einmal: darf ich „du“ sagen? Hier ist Andrea Kombartzky vom Einhorn-Verlag
Timo Bader:
Natürlich, „du“ ist für einen Chat genau die richtige Anrede.
Einhorn-Verlag:
Wie muss man sich den Schreibprozess bei dir vorstellen? Streng nach Plan oder eher chaotisch?
Timo Bader:
Auf jeden Fall streng nach Plan. Ich recherchiere vor dem Schreiben gründlich und dabei entsteht parallel ein Exposé, das heißt eine Zusammenfassung der Handlung. Auch die Figuren entwickle ich im Vorfeld ganz genau. Wenn ich den ersten Satz schreibe, habe ich auch schon das Ende im Kopf. Dazwischen bleibe ich meinen Plänen meistens treu, nur Kleinigkeiten ändern sich während des Schreibens.
Frage:
Wie sieht „der Plan“ denn so aus? Ein Tagesablauf, wie bei einem „normalen“ Job – um 8 Frühstück und dann von 9 bis 16 Uhr schreiben …?
Timo Bader:
Nein, hauptberuflich arbeite ich als Lehrer, das heißt, mein Tagesablauf richtet sich überwiegend nach meiner Tätigkeit an der Schule – und natürlich nach der Familie. Das Schreiben findet immer am Samstagvormittag statt, von morgens bis zur Mittagszeit. Und natürlich in der unterrichtsfreien Zeit. Da kann ich auch unter der Woche frei über meine Zeit verfügen und anders planen. Im Schnitt schaffe ich in einer „Sitzung“ ein Kapitel.
Einhorn-Verlag:
Du hast ganz früh angefangen zu schreiben. Wie hast du es gelernt? Oder kam das bei dir ganz von alleine?
Timo Bader:
Ich schreibe, seit ich das Schreiben gelernt habe, also seit meiner Grundschulzeit. Damals sind auch die ersten Romane entstanden – einfach frei nach Lust und Laune geschrieben. Später habe ich mich intensiver mit dem Handwerk des Schreibens auseinandergesetzt und auch während meines Studiums (Germanistik, Anglistik) viel dazugelernt. Das Wichtigste beim Schreiben ist die Übung. Schreiben lernt man nur durch Schreiben. Und bedingt auch durchs Lesen. Ich war schon immer ein Bücherwurm.
Frage:
Hallo Herr Bader, meine Frage bezieht sich auf die Recherche. Empfinden Sie es als notwendiges Übel oder Bereicherung Ihrer Arbeit?
Timo Bader:
Die Recherchearbeit ist schon manchmal anstrengend, aber auch unglaublich inspirierend. Bevor ich mich auf eine Handlung festlege oder Figuren entwickle, lese ich zunächst einmal alles über die entsprechende Zeit und lasse alle Einflüsse auf mich wirken. Interessante Motive sammle ich und versuche dann, sie zu verbinden – wie bei einem Puzzle.
Frage:
Gibt es literarische Vorbilder, die Einfluss auf Dich hatten?
Timo Bader:
Es gibt viele literarische Vorbilder: Charles Dickens und seine unverwechselbaren Charaktere. Carlos Ruiz Zafon und seine unvergleichlichen Städtebeschreibungen. Und viele Autoren des Minimalismus: Chuck Palahniuk, Ernest Hemingway, …
Einhorn-Verlag:
Was glaubst du, warum lesen die Menschen so gerne historische Romane?
Timo Bader:
Historische Romane widmen sich häufig historischen Persönlichkeiten. Wir wollen mehr über sie erfahren, bewundernd zu ihnen aufblicken, mit ihnen leiden, uns vor ihnen fürchten. Sie erinnern uns an Vergangenes – und dennoch enthalten sie so etwas wie eine universelle Wahrheit. Meine historischen Romane widmen sich den Staufern, dem Mittelalter und Gmünd. Man sieht die Stadt nach der Lektüre mit anderen Augen, weil es heute immer noch so vieles gibt, was uns an längst vergangene Zeiten erinnert. Die Denkmäler, Kirchen und anderen Gebäude. Ich habe selbst unglaublich viel über die damalige Zeit gelernt, über Bräuche und Traditionen, die Vergangenheit meiner Heimatstadt und die Menschen, die damals dort gelebt haben.
Frage:
Fühlst du dich wohl in diesem Genre oder würdest du gerne auch mal was anderes als historische Romane schreiben?
Timo Bader:
Momentan fühle ich mich bei den historischen Romanen pudelwohl. Die Geschichte der Menschheit birgt viele spannende Geschichten. Zu Beginn habe ich ja auch fantastische Romane (Fantasy, Phantastik, Horror, Science-Fiction) geschrieben und auch den einen oder anderen Krimi (als Kurzgeschichte).
Frage:
Welcher ist dein Lieblings-Staufer?
Timo Bader:
Auf jeden Fall ein Friedrich! Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Friedrich II., „stupor mundi“ genannt, war seiner Zeit weit voraus, brilliant in Verhandlungen. Doch Friedrich I., „Barbarossa“, ist stärker mit dem Herzogtum Schwaben verbunden. Ein großer Kämpfer und Feldherr, der seinen Mut auf vielen Turnieren und in Schlachten bewiesen hat. Die Antwort liegt also irgendwo in der Mitte. Jeder Staufer hat seinen ganz eigenen Reiz und eine gewisse Faszination, wenn man sich genauer mit ihm beschäftigt.
Einhorn-Verlag:
Warum hast du diesmal eine Frau als zentrale Figur gewählt?
Timo Bader:
Die Idee, eine weibliche Hauptfigur zu wählen, entstand, als ich einen Artikel über „Im Bann der Staufer“ für das Weihnachtsmagazin des Einhorn-Verlags schreiben sollte. Dabei sollte ich eine weibliche Figur aus „Im Bann der Staufer“ mit einer Gold-/Silberschmiedin aus der Gegenwart kontrastieren. Ich habe mich für Agnes, die Tochter des Baumeisters, entschieden, die mir schon beim Schreiben von „Im Bann der Staufer“ viel Freude gemacht hat. Dann habe ich die Grundidee für „Die Chronistin der Staufer“ entwickelt und es sollte um Barbarossa gehen, dem die ERHE sehr am Herzen lag. Der Gegensatz war die SCHANDE und in diese konnten vor allem Frauen stürzen, wenn sie ihre jungfräuliche Ehre verloren haben. So führte eines zum anderen und langsam entwickelte sich die Handlung.
Frage:
Planst du, aus den beiden veröffentlichten Stauferromanen eine Trilogie zu machen?
Timo Bader:
Das wäre eine runde Sache, eine Staufer-/Baumeister-Trilogie, sozusagen, ja, auf jeden Fall. Momentan befinde ich mich wieder in der Planungsphase vor dem Schreiben, das heißt, die Gedanken sind frei, ich sammle Ideen, recherchiere, lese.
Einhorn-Verlag:
Bist du zufrieden mit der Resonanz auf die Chronistin der Staufer?
Timo Bader:
Ja, ich bin immer noch überwältigt von der Resonanz, welche „Im Bann der Staufer“ während des Jubiläumsjahres und der Staufertage erfahren hat, als auch von den Rückmeldungen zu „Die Chronistin der Staufer“. Damit hätte ich nie gerechnet und ich freue mich, dass sich so viele Leute für die Geschichte der Staufer, Gmünd und meiner Figuren interessieren.
Einhorn-Verlag:
Hat sich dein Leben irgendwie dadurch verändert? Wirst du viel angesprochen?
Timo Bader:
Ja, ich bin durch die „STAUFER“-Romane mit vielen interessanten Menschen in Kontakt gekommen, Menschen, die sich durch die Staufersaga und die damit verbundenen Aktivitäten mit den Staufern verbunden fühlen und durch ihr Engagement Unglaubliches ermöglicht haben, Menschen, die sich seit Jahrzehnten mit Geschichte (besonders der Geschichte Gmünds) auseinandersetzen, Menschen, die von Gmünd weggezogen sind und durch den Roman ihre Stadt wieder (in ihrer Fantasie) besuchen konnten, Menschen, denen der Roman in schlimmen Zeiten geholfen hat. Und sogar der eine oder andere Schüler hat sich das Buch freiwillig zu Weihnachten gewünscht und gelesen – wie mir versichert wurde. Und wie gesagt: Ich habe selbst viel gelernt und mich neu in Gmünd verliebt.
Frage:
Denkt man bei solchen Erfolgen daran, die Schreiberei zum Hauptberuf zu machen und den normalen Job an den Nagel zu hängen?
Timo Bader:
Nein, mein Ziel war es immer, die Schreiberei und den Lehrerberuf unter einen Hut zu bekommen. Dafür gehe ich viel zu gerne in die Schule und arbeite mit jungen Menschen zusammen.
Frage:
Schreiben Sie aktuell noch an Kurzgeschichten oder bleiben Sie strikt bei Romanen?
Timo Bader:
Ich arbeite auch noch an Kurzgeschichten, allerdings fehlt mir häufig die Zeit. Im letzten Jahr ist ein bitterböser Thriller von mir in der Anthologie „The End“ erschienen. Aktuell habe ich eine Kurzgeschichte für eine Kurzgeschichtensammlung mit fantastischen Kurzgeschichten fertiggestellt, die voraussichtlich im Herbst erscheinen wird. Ich schreibe und lese sehr gerne Kurzgeschichten und meine ersten Veröffentlichungen waren Kurzgeschichten, sodass ich dieser Textsorte immer verbunden bleiben werde.
Frage:
Was macht ein Lehrer / Autor in seiner Freizeit, wenn er gerade mal nicht am Schreibtisch sitzt?
Timo Bader:
Er hat Familie (Frau + Sohn), einen Huskymischling, liest gerne, macht gerne Sport, verreist gerne.
Frage:
Könntest du Dir vorstellen, die Region (Deine Region) für neue Inhalte zu verlassen?
Timo Bader:
Ja, das wäre durchaus möglich. Zwar bin ich in der Region verwurzelt und denke, dass noch nicht alle Geschichten erzählt sind, die sich um die Region ranken, doch auch andere Gegenden haben durchaus ihren Reiz. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.
Frage:
Eignet sich Ihre Literatur auch als Schullektüre?
Timo Bader:
Ich habe schon von mehreren Lehrern gehört, dass sie meine Kurzgeschichte „Der Räuber“ (erschienen in „Der Wahn ist kurz“) im Zusammenhang mit Schiller in ihrem Unterricht verwendet haben. Im Geschichte-Unterricht könnte man durchaus über die „STAUFER“-Romane sprechen, allerdings sind sie dafür wohl zu umfangreich. Aber als GFS im Deutschunterricht – warum nicht?
Einhorn-Verlag:
Dann können wir Timo langsam zu Kind und Hund lassen.
Timo Bader:
Ich hoffe, ich konnte alle Fragen zufriedenstellend beantworten.
Einhorn-Verlag:
Vielen, vielen Dank für deine Zeit. Hat großen Spaß gemacht!
Timo Bader:
Nun, dann bedanke ich mich für die rege Beteiligung und die spannenden Fragen. Das war auf jeden Fall eine einmalige Erfahrung! Vielen Dank an den Einhorn-Verlag für die Einladung! Und an alle Teilnehmer für ihr Interesse!
Einhorn-Verlag:
Einen schönen Abend noch euch allen und kauft alle die Chronistin der Staufer!