„KELWITTS STERN“ von Andreas Eschbach“ und „FASERLAND“ von Christian Kracht habe ich zu Ende gelesen. Verglichen mit den Erlebnissen des zurück liegenden Wochenendes erscheint diese Nachricht jedoch wie eine unbedeutende Randbemerkung.
Am Samstag, den 20. Mai 2006, fand der NordCON in Hamburg statt. Nach langen Überlegungen im Vorfeld haben wir uns relativ kurzfristig entschlossen, mit dem Auto gen Norden zu fahren, statt 11+ Stunden im Zug zu sitzen. Das ging dann auch überraschend gut. Wir sind nachts gestartet und sechs Stunden später in Hamburg angekommen. Wenig Verkehr, kaum Baustellen. Traumhafte Verhältnisse auf der deutschen Autobahn!
In Hamburg wurden wir von Jochen Ranc empfangen, einem der zehn Autoren der Anthologie „OPTATIO ONYX“, und zu seiner Wohnung geführt, wo wir während unseres Aufenthalts gastieren durften. Dort wurden wir von seiner Family herzlich begrüßt und aufgenommen. Dann mussten wir schon bald weiter hetzen, zuerst mit dem Bus und dann mit der U-Bahn, zum NordCon. An der U-Bahn-Haltestelle sind uns schon einige kostümierte und/oder spitzohrige Gestalten aufgefallen, die von den anderen Leuten misstrauisch beäugt wurden, was vermutlich an den Schwertern, Äxten und Streithämmern liegen mag, die jene bei sich trugen. Wir folgten dem Mob zu einer großen Wiese. Schon von weitem tönte uns der Klang eines Horns und das Gebrüll von zwei Armeen entgegen, die dann auch Waffen schwingend aufeinander zustürmten, als wir gerade um die Ecke bogen.
Neben dem Schlachtfeld gab es eine Ansammlung von Zelten, in denen mehr oder weniger mittelalterliches Essen zubereitet wurde. An der Kasse wurden wir vom Veranstalter persönlich begrüßt und mit allen wichtigen Utensilien ausgestattet, die zum Überleben auf dem Con nötig waren. Um ungefähr 13:45 Uhr sind wir dann in die bereits laufende Lesung von Thomas Finn gestolpert, dem ich bereits auf dem Fantasy Festival 2005 begegnet bin.
Im Anschluss an die Lesung und ein kurzes Palaver haben wir uns auf dem riesigen Gelände und in den vielen Räumen und Hallen umgesehen, in denen wirklich einiges geboten war. Es folgten die Lesung von Christoph Hardebusch (aus „Die Trolle“), der sichtlich nervös war, seine Aufgabe aber tapfer gemeistert hat, und weitere Workshops und andere Programmpunkte, ehe um 19 Uhr endlich meine Lesung stattfand.
Nachdem am Morgen bereits ein paar Lesungen von bekannten (bzw. bekannteren) Autoren (die zum Teil einen noch viel weiteren Anreiseweg als wir auf sich genommen haben) wegen Besuchermangel ausgefallen waren, hatte ich zuerst Bedenken. Dann hat sich aber doch eine ansehnliche Zahl Neugieriger eingefunden, unter anderem auch Magister Rother, ein weiterer Bekannter vom Fantasy Festival 2005, die sich von der Kälte im Villa Workshop Zelt und dem Schlachtlärm im Hintergrund nicht abhalten ließ, meinen Worten zu lauschen.
Nach der Lesung ging es zurück ins Warme, wo wir uns noch nett unterhalten haben. Dann mussten wir uns schweren Herzens verabschieden. Da wir in den vorangegangenen Nächten zusammengenommen nur ungefähr 3-4 Stunden Schlaf gefunden haben und mittlerweile schon fast wieder seit 24 Stunden auf den Beinen waren, haben wir uns aufgemacht, um das Nachtleben von Hamburg ein wenig auf eigene Faust zu erkunden.
Etwas später sind wir dann in unser Quartier zurückgekehrt und noch etwas später ins Bett gesunken. An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass Jochen Ranc fast noch besser Geschichten erzählt, als er sie schreibt. Und wer seine Geschichte aus „OPTATIO ONYX“ kennt, die wirklich sehr unterhaltsam ist, weiß, was das heißt.
Am nächsten Tag hätten wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück beinahe fest gequatscht. Schließlich mussten wir uns dann aber doch aufmachen und die Heimreise antreten. Die Rückfahrt hat ungefähr eine Stunde länger gedauert als die Hinfahrt, was trotzdem noch erträglich war. Bis auf das verregnete Wetter, das man den Veranstaltern nicht zum Vorwurf machen kann, fällt mir nichts ein, was es am NordCon auszusetzen gäbe. Die Betreuung und die Organisation waren erstklassig, es gab viele interessante und unterhaltsame Vorträge, Lesungen und Workshops, dazu die unglaubliche Atmosphäre mit Hunderten Verkleideter, Table-Top-Tischen, Ständen, Rollenspielern und den freundlichen Autoren-Kolleginnen und -Kollegen. Die Veranstaltung ist wirklich eine Reise wert!
Bilder zu meiner Lesung gibt es [HIER].