Archiv für das Jahr: 2007

Tagebuch vom 13.08.2007

Die Arbeit an der neuen Anthologie „TOASTER AUS DEM WELTRAUM“ nähert sich dem Ende. Während wir die Geschichten ein letztes Mal nach Fehlern durchsuchen, warten wir auf die Zusage des Verlags. Sobald das Lektorat abgeschlossen ist, kann ich mich ganz auf die Anthologie mit Norman konzentrieren.

Ich habe gelesen: „DIE CHRONIK DER NEBELKRIEGE“ von Thomas Finn, genauer gesagt, zwei Drittel davon, das heißt: „BAND 1 – DAS UNENDLICHE LICHT“ und „BAND 2 – DER EISIGE SCHATTEN“. Ersteres hat mich absolut begeistert und bekommt 4 von 5 möglichen Irrlichtern. Die Atmosphäre von Hammaburg und die Art, wie Thomas mit den regionalen Mythen spielt, sowie der Aufbau der Geschichte – das alles ist sehr genial gemacht.

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Tagebuch vom 09.08.2007

Ferienarbeit. Ich arbeite. Man glaubt es kaum. Wie ein richtiger Arbeiter. Soviel zum Mythos des faulen Studenten. Damit will ich nicht bestreiten, dass es den nicht gibt, im Gegenteil: Ich kenne so manches Exemplar dieses Schlags persönlich. Die meisten meiner Kommilitonen – ein Wort, das ich furchtbar finde – müssen in ihrer Freizeit jedoch arbeiten, z. B. in Restaurants, Tankstellen oder Fabriken.

Ein Studienkollege, der einer Tätigkeit nachgeht, die sich mit der meinen vergleichen lässt, hat jene wie folgt erklärt: „Ich stehe in einer nach Öl stinkenden Fabrik an einer Maschine, die dich acht Stunden täglich immer zu öden, eintönigen und sich stets wiederholenden Bewegungen zwingt“. Ich denke, das beschreibt es ganz gut. Dem möchte ich nur noch hinzufügen: Die Frühschicht ist verdammt früh, die Spätschicht spät und die Nachtschicht – na ja, mitten in der Nacht. 😉

Nichtsdestotrotz ist es sehr lehrreich, wenn man sich einmal selbst in dieser Situation befindet. Wenn man merkt, wie viele Gedanken einem durch den Kopf gehen, während man immer dieselben monotonen Bewegungen macht. 700 Mal am Tag. Sechs Tage die Woche. 48 Wochen im Jahr. Wenn man mit den Kollegen spricht. Von Träumen und Hoffnungen hört. Und von Enttäuschungen …

Ich habe gelesen: „DER PATIENT“ von John Katzenbach, das von mir mit 4 von 5 Drohbriefen ausgezeichnet wird. Bereits die Grundidee der Erpressung und des Spiels hat mich fasziniert, aber was sich im Lauf der Geschichte aus dieser Ausgangssituation entwickelt, ist einfach nur spannend und faszinierend. Die Einschübe über die Arbeit und Denkweise des Psychoanalytikers und die Kapitel, in denen es um Identität geht, sind genial. Mein erster Katzenbach – aber mit Sicherheit nicht mein letzter!

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Tagebuch vom 05.08.2007

Ich habe gelesen: „Glennkill“ von Leonie Swann. Liebenswerte Figuren, eine spannende Geschichte und ein überraschendes Ende. Das ist der Stoff, aus dem Leonie Swann ihren Schafskrimi webt. Das Buch weiß zu unterhalten und die Passagen, in denen die Schafe die Menschen und ihr Verhalten beurteilen, sind zum Schießen komisch. Dafür gibt es 3 1/2 von 5 möglichen Spaten.

Mir wird ja bekanntlich ein „Schaf“-Fetisch nachgesagt, dessen Ursprung ich an dieser Stelle einmal genauer erklären möchte. Alles beginnt damit, dass ich nicht zeichnen kann. Überhaupt nicht. Das ist keine Bescheidenheit, keine Untertreibung; nicht einmal Strichmännchen wollen mir so recht gelingen. Das einzige, was ich immer gut zeichnen konnte, waren Wolken. Daraus wurden dann irgendwann Schafe. Und diese zu zeichnen, habe ich mittlerweile auf meine ganz eigene Art und Weise perfektioniert, wodurch sie sich in meinen Schulunterlagen und Uni-Skripten fast auf jeder Seite finden. Außenstehende sahen darin bald einen „Schaf“-Fetisch und beschenkten mich zu jedem Anlass mit Schafen, z. B. Stofftieren, Radios oder Tonfiguren, die sich jetzt in meiner Wohnung tummeln. Der Höhepunkt des „Schaf“-Fetisch kam dann, als mich ein Jugendredakteur der Gmünder Tagespost bat, aus dem Stand heraus ein „Storyboard“ zu einer spontan ersonnenen Geschichte zu skizzieren – und ich ein Schaf malte. Daraus entstand der folgende Artikel:

[url]http://www.timo.asd-online.de/zeitung07.html[/url]

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Tagebuch vom 03.08.2007

Gestern sind die Korrekturen und Kommentare von Norman zu „DER KÖNIG DER HERUMTREIBER“ reingeflattert. Ich denke, ich werde am Wochenende dazu kommen, sie einzuarbeiten.

Auf Hochtouren arbeite ich an der Hausarbeit über die „FASTNACHT VOR GERICHT“. Wenn mir nichts dazwischen kommt, werde ich sie nächste Woche abschließen, dann überarbeiten und Mitte August abgeben können.

Ich habe gelesen: „HARRY POTTER AND THE DEADLY HALLLOWS“ von J. K. Rowling. Mein erster Potter war gleichzeitig der letzte. Bisher habe ich mir nur die Filme angesehen, weil mich Massenhypes immer eher abschrecken. Aber die Filme waren gut bis sehr gut – und ich wollte das Ende unbedingt erfahren, bevor es irgendjemand rausposaunt oder ich es im Internet lese oder in einem Bericht im Fernsehen sehe. Ich verstehe durchaus, wieso viele so begeistert von der Reihe sind: ein fantastisches Setting, zwischenmenschliche Beziehungen, tiefe Figuren, Humor und eine gehörige Portion Action. Ich weiß nicht, wie das in den anderen Büchern aussieht, aber mit den ganzen Sub-Plots wirkte das letzte Buch für mich etwas überfrachtet, als hätte man versucht, alles noch reinzupacken, was geht. Ich kenne dieses Phänomen selbst vom letzten Band der „CELLAR“-Trilogie, die jedoch ein vergleichsweise kleineres Gesamtwerk abschloss. Nach den zahlreichen Feiern am Anfang des Buches befürchtete ich, dass es zu ruhig zugeht im letzten Teil, aber gekämpft wurde nicht zu wenig und die spannenden und ruhigen Stellen wechselten sich in angenehmer Regelmäßigkeit ab. Überhaupt ist das Buch sehr intelligent geplottet und deshalb bekommt es von mir 4 von 5 Zauberstäben.

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Tagebuch vom 31.07.2007

Die ersten Sätze von „WEISS NIX“ stehen. Jetzt ist er einmal Recherchearbeit angesagt. Ich lese einige Artikel über Hirnschaden, z. B. Amnesie oder Alzheimer. Beschäftige mich mit folgenden Fragen: Wie funktioniert unser Gedächtnis? Was sind Erinnerungen? Was bedeuten sie für uns?

Gestern habe ich die Arbeit an der nächsten Hausarbeit aufgenommen. Es geht um die „Phänomenologie des Fastnachtlichen in der artifiziellen Form des Gerichtsspiels“ zum Thema „Fastnacht vor Gericht“. Der zugehörige Text trägt den Titel „EIN SPIL VON DER VASNACHT“ und findet sich in der Sammlung „Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrhundert“ von Adelbert von Keller (Hg.).

Ich habe gelesen: „DIE EISFESTUNG“ von Jonathan Stroud. Meine persönliche Wertung wiegt 3 1/2 von 5 möglichen Schneebällen schwer. Am Anfang klingt die Geschichte wie ein Abenteuer aus Kindertagen, das man selbst einmal so oder so ähnlich erlebt hat. Dann wird es immer dramatischer, es gibt überraschende Wendungen und das Ende hat mir gut gefallen. Die Geschehnisse sind nicht wirklich spektakulär, aber Jonathan Stroud ist ein unglaublicher Erzähler – und so kleben die Augen wie gebannt an den Worten.

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Tagebuch vom 27.07.2007

Letzte Woche hatte ich das große Vergnügen, Roger Cicero & Big Band – meiner Meinung nach sollte es heißen: Big Band & Roger Cicero – beim Zeltspektakel in Winterbach zu erleben. Die Stimmung stand kurz vorm Überkochen und die Begeisterung hielt bis zur vierten – oder fünften? – Zugabe an. Es ist lange her, dass ich mich so amüsiert habe. Die Texte sind unerwartet und witzig, die musikalischen Interpretationen alter Klassiker erfrischend und die Bandmitglieder wahre Vituosen an ihren Instrumenten. Insgesamt ein gelungener Abend!

Seit Montag arbeite ich in der ZF Schwäbisch Gmünd. Wer sich genauer über die Firma informieren möchte, kann gerne die Homepage besuchen. Studieren kostet Geld und noch wirft das Schreiben bei weitem nicht genug ab, um davon leben zu können, auch wenn viele das immer glauben (mögen). Vom finanziellen Aspekt abgesehen lerne ich jedes Jahr neue Menschen kennen und sammle spannende Eindrücke. Wer weiß, wozu das noch gut ist …?

Ein kleiner Nachtrag zum letzten Eintrag, in dem ich meine Kurzgeschichte mit dem Arbeitstitel „DER KÖNIG DER HERUMTREIBER“ auf einmal „DER KÖNIG DER HERUMTREIBENDEN“ nannte. 1.) Ich habe mich nicht verschrieben und 2.) Ich verspreche hiermit feierlich, dass dies der (vorübergehend) endgültige Arbeitstitel sein wird. Mit Geschichten ist es manchmal wie mit Hunden: Man gibt ihnen einen Namen, im Glauben, den besten Namen gefunden zu haben, auf den sie dann aber nicht hören wollen. Und irgendwann findet sich der Name ganz von selbst. „DER KÖNIG DER HERUMTREIBENDEN“ liegt jetzt bei Norman Liebold auf dem virtuellen Schreibtisch und wird genauestens untersucht. Derweil schreibe ich an meiner zweiten Geschichte: „WEISS NIX“.

Ich habe gelesen: „EINE BILLION DOLLAR“ von Andreas Eschbach. Diesmal fällt mir die Wertung schwer. Ich schwanke zwischen 3 und 4 von fünf möglichen Testamenten. Eigentlich hätte das Buch ein Sachbuch werden können, aber dazu wurden die wirtschaftlichen Überlegungen nicht weit genug ausgeführt. Folglich muss man es als Unterhaltungsliteratur einstufen – und dafür sind die wirtschaftlichen Überlegungen zu ausführlich, die Handlung kommt zu kurz, ist eher Beiwerk als irgend etwas anderes. Im Endeffekt ist das Buch eine gefährliche Gradwanderung. Und gerade das hat mir gefallen. Ich vergebe 3 1/2 von 5 möglichen Testamenten. Eigentlich wären es 4 gewesen, aber das Ende konnte mich nicht ganz überzeugen. Dennoch ein Lesetipp!

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Tagebuch vom 23.07.2007

Die furchtbar fantasy-lähmende Klausur in „MIDDLE ENGLISH“ ist überstanden, genauso wie die letzten Vorlesungen und Seminare des Sommersemesters 2007. Heute fahre ich nur nach Stuttgart, weil ich die erste von fünf Hausarbeiten im Hauptseminar „Essay Writing“ über F. Scott Fitzgeralds „The Great Gatsby“ fertigestellt habe und abgeben muss. Das mir zugeteilte Thema lautet „Who is responsible for Gatsby’s death and what does it mean?“.

Der erste 3-Runden-Durchgang bei der Korrektur der Geschichten zu „TOASTER AUS DEM WELTRAUM“ ist abgeschlossen, und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Geschichten entwickeln sich musterprächtig. Wenn nun noch der Wunschverlag zusagt, kann nichts mehr schief gehen.

„DER KÖNIG DER HERUMTREIBENDEN“ wurde gründlich überarbeitet und wird gerade von meinen Testlesern geprüft. Zwischenzeitlich entwerfe ich das Exposé für eine neue Kurzgeschichte mit dem Arbeitstitel „Ach, wie schlecht, dass ich nicht weiß, wie ich weiß“. Und weil der Titel so lang ist, werde ich die Geschichte hier im Tagebuch einfach „WEISS NIX“ nennen.

Morgen beginnt mein spontaner, 6-wöchiger Ferienjob in der ZF Lenksysteme GmbH in Schwäbisch Gmünd. Die nächste Hausarbeit, die ich bis Ende August 2007 schreiben muss, ist für das Hauptseminar „MEDIÄVSTIK“ bestimmt. Es geht um ein Fastnachtsspiel, genauer gesagt: ein Gerichtsspiel, in dem die Fastnacht vor Gericht steht. Mehr kann ich dazu erst sagen, wenn ich das Spiel gelesen habe.

Wer in den letzten Tagen mysteriöse Zeichen und Links im Tagebuch gesehen hat, die inzwischen wieder verschwunden sind, leidet keineswegs an Halluzinationen. Ein kleiner Internet-Zwerg, der einen Kopf größer ist als ich, hat ein paar neue Funktionen geschmiedet, die ab sofort verfügbar sind. Mehr dazu demnächst.

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Tagebuch vom 17.07.2007

Universitäre Verpflichtungen können manchmal wie Fesseln wirken auf die Fantasie. Letzte Woche musste ich mich auf eine wichtige Klausur des Hauptseminars „MIDDLE ENGLISH“ vorbereiten. Und prompt ist die kreative Gehirnhälfte wie gelähmt. Na ja, gestern wurde die Klausur endlich geschrieben und jetzt lasse ich alle französischen, lateinischen und altenglischen Einflüsse auf die Entwicklung der englischen Sprache hinter mir und konzentriere mich wieder auf die Kurzgeschichte mit dem Arbeitstitel „DER KÖNIG DER HERUMTREIBER“, die ich noch zurecht schneiden muss, wie eine preisgekrönte Hecke.

Tagebuch vom 10.07.2007

Samstag bin ich zu einem spontanen Kurz-Tripp nach Mannheim aufgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was in den nächsten 36 Stunden alles passieren würde. Sonst hätte ich wohl bei der ersten Ausfahrt den Blinker gesetzt, wäre nach Hause gefahren und hätte mich dort eingesperrt. Selten so viel Pech gehabt – und dann auch noch geballt an anderthalb Tagen.

Zuerst verkratzt mir so ein Einparkgenie im Parkhaus das Auto, natürlich ohne mir wenigstens eine nette Grußkarte zu hinterlassen, dann hol ich mir die schlimmste Erkältung meines Lebens und auf dem Rückweg platzt auch noch der Reifen. Reifenwechsel auf dem Standstreifen kann ich nicht als entspannte Freizeitbeschäftigung empfehlen – höchstens als Extremsportart. Wenn direkt neben einem die großen Lkws mit 100+ Stundenkilometern vorbeidonnern wie eine Herde wild gewordener Mammuts, dann ist das nicht so angenehm. Trotzdem war es schön, alte Freunde wiederzusehen. Und dafür nehm ich den Stress gern in Kauf. Nur den Schnupfen werde ich nicht mehr los …

Seit Freitag steht die Rohfassung einer Novelle für die Anthologie mit Norman Liebold. Der Arbeitstitel lautet „DER KÖNIG DER HERUMTREIBER“. Im Lauf der Woche werde ich die stilistische Feile auspacken und mich an die Feinarbeit machen.

Auf dem Schreibtisch neben der Tastatur liegt ein Packen Papier – die Handouts des Seminars zu „MIDDLE ENGLISH“. Nächste Woche steht die Klausur auf dem Plan, das heißt ich mach mich jetzt besser ans Lernen.

Tagebuch vom 03.07.2007

Ich bin drin. Endlich. Also: im Internet, meine ich natürlich. Nach einem halben Monat des bangen Wartens flackert das Lämpchen an meinem DSL-Router wieder. Was für eine Erlösung! Jetzt gilt es, einiges abzuarbeiten, was in den letzten Wochen liegen geblieben ist. Um den Bahnstreiks aus dem Weg zu gehen, bleibe ich heute einfach daheim und schreibe.

Im Lauf der Woche korrigiere und kommentiere ich die nächste Ladung Geschichten für die Anthologie „TOASTER AUS DEM WELTRAUM“. Ich bin schon sehr gespannt.

Das Exposee zur ersten Geschichte für die Anthologie mit Norman Liebold ist gerade per E-Mail auf die Reise gegangen. Ich hoffe, dass ich dem Anspruch meines Co-Autors (etwas „projektantisch lieboldvoll Badereskes und zeitengequollen Romanisches“ zu schreiben) gerecht werde.

Heute widme ich mich einer Schreibaufgabe, in der ich die Analogien zwischen Lessings „Die Juden“ und dem Problem des verschwundenen Körpers in der mittelalterlichen spil-Tradition untersuchen soll, sowie einer Hausaufgabe, bei der ich die Veränderungen des case systems with respect to phonology and morphology an dem Text „Le Morte Darthur“ von Sir Thomas Malory aufzeigen soll. Wenn mich das mal nicht auf meine Zukunft als Lehrer vorbereitet, was dann? (Die Ironie sei mir an dieser Stelle bitte verziehen).

Ich habe gelesen: „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann, das sehr kurzweilig und unterhaltsam geschrieben war und das 4 von 5 möglichen Primzahlen bekommt.